Medien-Langzeit-Inhaltsanalyse: Deutsche Meinungsführer-Medien im Vergleich zu ARD-/ZDF-Hauptnachrichten sowie DLF 2012–2023. Der 4. Medienänderungsstaatsvertrag sieht seit dem 16.3.2023 einheitliche Regeln für mehr Transparenz und Kontrolle bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern vor.
Das Konzept des Rundfunkrat-Briefs wurde in Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Sendern in Tschechien, Südafrika und Großbritannien entwickelt.
Wie steht es um die Informationsqualität der öffentlich-rechtlichen Sender?
Mit der Festlegung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf die GEWÄHRLEISTUNG einer Grundversorgung hat das Bundesverfassungsgericht die notwendige Konsequenz aus der sich in Deutschland entwickelnden Medienlandschaft gezogen. Karlsruhe hat es allerdings versäumt, darauf zu achten, dass die Grundlagen für die vier Funktionsaufträge – Forum bieten, Integration fördern, Komplementarität sicherstellen und Vorbild sein – so ausformuliert werden, dass daraus transparente Key Performance Indicators (KPIs) entstanden wären.
Keiner bezweifelt, dass die Grundversorgung mit Information noch nie so wichtig war wie in Zeiten von Covid-19, Ukraine-Krieg, Energiekrise etc. Aber leisten ARD, DLF und ZDF die behauptete Vielfalt, Integration, Komplementarität und Vorbildfunktion – vor allem beim „Lagerfeuer der Nation“ (ARD-Vorsitzender Kai Gniffke), der Tagesschau bzw. den Heute-Nachrichten sowie den Morgen-Nachrichten vom DLF?
Die Rundfunkräte bei ARD, DLF und ZDF wurden geschaffen, um das zu sein, was Journalisten für den Souverän sind: Augen und Ohren für das, WAS IST. Aber stellen die Sender ihren Aufsichtsgremien Daten zu Verfügung, damit diese ihre Funktion im eigentlichen Mandat der Gebührenzahler und von Karlsruhe überhaupt ausüben können?
Dieser Brief soll die Rundfunkräte dazu anregen, drei zentrale Fragen zu stellen – und zu beantworten:
1. Was können wir (nicht) sehen?
2. Was können wir (nicht) beurteilen?
3. Was leisten wir, um die Informationsqualität zu verbessern?


Themen der Berichterstattung über Ostdeutschland (Top 15), 2012–2023 (bis 30.4.)
Ostdeutschland bleibt bei ARD, ZDF und DLF auch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer eine Region, vor der gewarnt wird.

Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung legte am 27.9.23 den Bericht zum Stand der Deutschen Einheit vor: Carsten Schneider verwies auf den Trend, dass die Kluft zwischen Ost und West-Deutschland wieder gewachsen ist. Hier im Rundfunkrat-Brief zur Deutschen Einheit wird der Frage nachgegangen: Was sehen die Deutschen, wenn sie sich über ARD, DLF und ZDF einen Einblick darüber verschaffen wollen, ob ich das Leben in den fünf «neuen» Bundesländern zum Guten oder Schlechten entwickelt hat? Sie bekommen die vermeintliche Realität zwischen Greifswald und Erzgebirge vor allem als Reigen von Gefahren für die Sicherheit, Parteienstreit, Unfälle und Katastrophen vermittelt. Dabei ist Vielfalt in AUSWAHL und BEWERTUNG der Themen nicht nur die ERSTE Vorgabe aus Karlsruhe, sondern genau DAS Qualitätskriterium, auf das alle Verantwortlichen verweisen. Sind die hier vorgelegten, seit 30 Jahren regelmäßig publizierten Daten also falsch oder unvollständig? Werden den Rundfunkräten bei ARD, DLF oder ZDF Daten vorgelegt, die die immer wieder vorgetragenen Behauptungen von Intendanten und Chefredaktionen belegen könnten? Warum werden diese Daten nicht mit der Öffentlichkeit geteilt?
Basis: 6.297 Berichte über Ostdeutschland in ARD Tagesschau (von insgesamt 339.249 Berichten), 7.801 in ZDF heute (von insgesamt 329.885 Berichten), 1.431 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von insgesamt 105.856 Berichten)

Stellenwert von Universitäten/FH an der Berichterstattung (Top 15), 2012–2023 (bis 30.4.)
Die reichhaltige Forschungslandschaft Ostdeutschlands bleibt für das Publikum von ARD, DLF und ZDF „terra incognita“.

ARD, DLF als auch ZDF sind seit 30 Jahren mit mehr als 200 Milliarden Euro ausgestattet worden. Büros in den «neuen» Bundesländern wurden geschaffen und ausgebaut. Der Blick auf die Forschungsinstitutionen, die von den Verantwortlichen bei den Haupt-Nachrichten-Sendungen von ARD, DLF und ZDF als qualifizierte Interview-Partner oder Quellen relevanter Studien ausgewählt wurden, wirft die Frage auf: Warum wird Expertise aus dem Westen derart offensichtlich bevorzugt? Die Analyse aller von Heute, Tagesschau und den Morgen-Nachrichten des DLF in den letzten zehn Jahren ausgestrahlten Beiträge (insgesamt 2.919), in denen auf Forschung verwiesen wurde oder Wissenschaftler als Experten um ihre Einschätzung gebeten wurden, bietet Gelegenheit, im Rundfunkrat folgenden Fragen nachzugehen: Ist dies das Verständnis unseres Senders für Vielfalt? Nach welchen Kriterien werden Interview-Partner ausgewählt? Wer verfolgt die wissenschaftlichen Trends im Hinblick auf welche Aspekte?
Basis: 1.205 Berichte über Universitäten/FHs in ARD Tagesschau (von insgesamt 339.249 Berichten), 1.552 in ZDF heute (von insgesamt 329.885 Berichten), 162 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von insgesamt 105.856 Berichten)

Stellenwert der Urheber von Berichten über die Wirtschaftslage Ostdeutschlands, 2012–2023 (bis 30.4.)
Repräsentation beginnt mit der Chance, die eigenen Positionen regelmäßig wahrnehmen zu können.

Bei nichts scheinen sich die Verantwortlichen von ARD und ZDF so sicher zu sein wie im Urteil über die Lage in Ost-Deutschland. Anders ist kaum zu erklären, warum in allen Beiträgen zu 50 Prozent die Journalisten selbst als Quellen sichtbar werden. Das ist schon bei unproblematischen Themen nicht ohne Beigeschmack, da diejenigen, für die Redaktionen Ohr und Auge sind, schon allein unter Repräsentationsgesichtspunkten zumindest auch die Personen sehen und hören wollen, die sie tatsächlich repräsentieren: Arbeiter und Unternehmer, Ärzte und Pflegekäfte, Politiker, Forscher, Kulturschaffende, Sportler etc. Ob die Deutsche Einheit als gelungen zu beurteilen ist, ob der Soli verlängert werden sollte, ob die extreme Dominanz von Westdeutschen in Führungspositionen ostdeutscher Einrichtungen nur ein ungutes Gefühl oder Realität ist – all diese Aspekte werden vor allem durch westdeutsche Journalisten präsentiert. Die, die von Schwerin bis Chemnitz den Alltag prägen, tauchen kaum auf. Wie kann dies der Zielvorgabe Integration dienen? Anhand welcher Daten wurde dieses Thema bislang im Rundfunkrat von ARD und ZDF diskutiert und beurteilt? Gibt es einen Austausch mit den Kollegen vom DLF, die offensichtlich einen anderen Weg einschlagen?
Basis: 76 Berichte über die Wirtschaftslage in Ostdeutschland in ARD Tagesschau (von insgesamt 6.484 Berichten über die Wirtschaftslage), 86 in ZDF heute (von insgesamt 5.314 Berichten über die Wirtschaftslage), 32 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von insgesamt 2.144 Berichten über die Wirtschaftslage)

Stellenwert der Berichterstattung über die Deutsche Einheit und die DDR, 2012–2023 (bis 30.4.)
Fragen zu DDR-Vergangenheit und Deutscher Einheit bleiben für Heute, DLF und Tagesschau unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Wenn die Redaktionen von ARD, DLF als auch ZDF sich einem Thema verbunden fühlen, dann widmen sie ihm gerne drei oder fünf oder auch zehn Prozent ihrer Sendezeit in den Hauptnachrichten. Die Medienwirkungsforschung hat untersucht, ab welcher Mindestintensität in der Berichterstattung das Publikum eine Chance hat, Themen überhaupt wahrzunehmen: Der Schwellenwert liegt bei ungefähr 1,5 Prozent aller ausgestrahlten Beiträge. Somit können ARD, DLF und ZDF durchaus gesichert behaupten, dass sie zu Klima, Parteipolitik oder Sport rein quantitativ so regelmäßig informieren, dass dies bei den Deutschen auch wirklich ankommt. Warum aber liegt die Berichterstattung zu Themen der deutschen Einheit und zu Ostdeutschland so derart weit von der Wahrnehmungsschwelle entfernt? Quantitäten können zu Qualitäten werden – Vorausetzung dafür ist ein stetes und sichtbares Themenangebot. Dieses Versäumnis hinsichtlich der Integrationsaufgabe ist nicht nur beim Thema Ost-West, sondern auch bei der Generationenfrage, bei Religionen oder den zehn Prozent der Deutschen, die unter körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung leiden, zu beobachten. Auch hier liegen ARD, DLF und ZDF weit unterhalb der 1,5-Prozent-Berichtsintensität.
Basis: 504 Berichte über die Deutsche Einheit / 655 über die DDR-Vergangenheit in ARD Tagesschau (von insgesamt 339.249 Berichten), 369 / 393 in ZDF heute (von insgesamt 329.885 Berichten), 264 / 147 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von insgesamt 105.856 Berichten)

Anteil der Berichterstattung über ostdeutsche Länder, 2012–2023 (bis 30.4.)
Von wem stammt die Vorgabe, dass Ostdeutschland für alle zur Randerscheinung wird?

Seit 30 Jahren verweisen die Daten der kontinuierlichen Medien-Inhalts-Analyse deutscher Leitmedien auf das seltsame Phänomen, dass Ereignisse aus den neuen Bundesländern – egal ob in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Sport oder Bildung – im Zweifel achtmal (!) weniger berichtenswert sind als jene, die sich in München, Köln oder Hamburg zutragen. Sind diese seit Jahrzehnten publizierten Werte bekannt? Mit welchem Ergebnis wurde über diese gesprochen? Und wenn nicht über sie gesprochen wurde: warum nicht? Denn bekannt sind sie allen, die im Medienbetrieb in der Verantwortung stehen. Mit Blick auf die sogenannten «Antennen-Gemeinschaften» ist dies besonders wichtig: Zu Zeiten der DDR-Diktatur konnte nicht in allen Regionen West-Fernsehen/-Radio empfangen werden. In den Tälern der «Ahnungslosen» wollten sich die Menschen damit nicht abfinden, legten in ihren Dörfern Geld zusammen und riskierten den Bau großer Antennen-Anlagen, bis sie endlich ARD, DLF und ZDF empfangen konnten. Das damit eingegange Risiko war enorm. Umso bitterer, dass nach dem Fall der Mauer viele sich nicht nur den Privatsendern zuwandten, sondern auch nicht bereit waren, die GEZ-Gebühren zu zahlen. Wer bei den Sendern als auch den Staatskanzleien nach validen Angaben fragt, wie groß die Gruppe inzwischen ist (die hinter vorgehaltener Hand genannte Spanne reicht von 30.000 bis 300.000), erntet keine Transparenz.
Basis: 6.297 Berichte über Ostdeutschland in ARD Tagesschau (von 149.062 Berichten über Deutschland insgesamt), 7.801 in ZDF heute (von 147.997 Berichten über Deutschland insgesamt), 1.431 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von 40.728 Berichten über Deutschland insgesamt)

Stellenwert von Wirtschaftsforschungsinstituten/des IWH, 2012–2023 (bis 30.4.)
Warum bevorzugen ARD, DLF und ZDF durchgängig westdeutsche Expertise?

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle an der Saale ist eine der renommiertesten Adressen, wenn es um die wissenschaftliche Bewertung der Konjunkturentwicklung insbesondere in Ostdeutschland geht. Aber im Zweifel rufen die Redaktionen der Tagesschau, der DLF 7-Uhr-Nachrichten oder von ZDF Heute beim ifo-Institut in München, beim DIW in Berlin oder beim IW in Köln an. Jedes Forschungsinstitut steht für eigene Exzellenz und die besondere Perspektive der dort forschenden Experten. Die Forderung nach Konvergenz bei den mit zehn Milliarden Euro pro Jahr ausgestatteten Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Sender ist keine Empfehlung oder ein vager Wunsch. Vielfalt, Konvergenz, Integration und Vorbild sind ohne Wenn und Aber zu leisten. Und zwar nachweislich. Und Rundfunkräte – wie auch die Ministerpräsidenten und die jeweiligen Landesparlamente – haben sich allein an Leistungserbringung zu orientieren. Transformationsforschung ist nicht allein für Ostdeutschland eine der zentralen Herausforderungen. Erfolg oder Misserfolg der Modernisierungspolitik im Ruhrgebiet mit den damit verbundenen Milliarden an Steuergeldern bedürfen der Transparenz genauso wie die Transformation der Regionen in Ostdeutschland. Das Gleiche gilt für die Finanzpolitik – ein weiteres Kompetenzfeld der Forscher in Halle. Aber dem Publikum in der ersten Reihe bleibt dies vorenthalten.
Basis: 219 Berichte über die Wirtschaftsforschungsinstitute in ARD Tagesschau, 330 in ZDF heute, 96 in DLF 7-Uhr-Nachrichten

Berichterstattung über Veranstaltungen/Messen/Literatur, 2012–2023 (bis 30.4.)
Leuchttürme wie die Buchmesse in Leipzig können ihre Strahlkraft kaum entfalten.

Wer vor dem Mauerfall vom Westen in den Osten reiste, entdeckte schnell die besondere Bedeutung des Lesens im Alltag. Das begann schon bei der zeitaufwendigen Filzerei an den wenigen Grenzposten, an denen jedes Gepäckstück teilweise mit Röntgengeräten durchleuchtet wurde, um sicherzustellen, dass keine Druckerzeugnisse ihren Weg von West nach Ost fanden. Mit der Einheit stellte sich somit die Frage: Welche der Leuchtturm-Messen für Literatur würde in Zukunft das Rennen machen? Publikum ist nicht zuletzt das Resultat von Berichterstattung. Während die Frankfurter sich nicht neu zu definieren brauchten, musste Leipzig im Prinzip bei Null beginnen. In der Tagesschau wurde beiden Anbietern vergleichbarer Raum geboten – warum nicht auch von ZDF Heute? Verweise auf Sondersendungen sind wenig hilfreich, wenn es darum geht, dem Auftrag «Vorbild» gerecht zu werden. Dieses Ziel ist aus dem einfachen Grund festgeschrieben worden, um nicht bereits «Bekehrten» eine weitere Huldigungsmesse zu liefern, sondern neue Zielgruppen an relevante Themen heranzuführen. Dass Lesen zwingend zu diesen Themen gehört, mag für TV-Schaffende ungewohnt sein – aber es ändert nichts an der Relevanz der Zielvorgabe.
Basis: 349 Berichte über die Themen Veranstaltungen/Messen/Literatur mit Bezugsgebiet Frankfurt oder Leipzig in ARD Tagesschau (von 149.062 Berichten über Deutschland insgesamt), 188 in ZDF heute (von 147.997 Berichten über Deutschland insgesamt), 38 in DLF 7-Uhr-Nachrichten (von 40.728 Berichten über Deutschland insgesamt)

Berichterstattung über Unternehmen: Bewertung, 2012–2023 (bis 30.4.)
Der Kern deutscher Wirtschaft wird weder bei ARD noch ZDF deutlich.

Insgesamt gibt es in der Wirtschaft etwas mehr als 3000 unterschiedliche Branchen. Die Besten pro Branche werden Weltmarktführer genannt. Dass Deutschland hier seit Jahrzehnten mit mehr als 1700 deutlich die Nase vorn hat (im Gegensatz zu jedem anderen Land, selbst den USA mit 308 Weltmarkführern), liegt an den Besonderheiten des europäischen Unternehmertums: Firmen werden von Generation zu Generation weitergegeben, Forschung spielt eine zentrale Rolle und ohne die Eigentümer-gebundene Führungsstruktur wäre das dazugehörige Engagement im Risiko nicht vorstellbar. Die mediale Vermittlung von Unternehmen – egal ob in Ost oder West ansässig – wird dieser herausragenden Stellung allerdings nicht gerecht. Das Negative dominiert. So werden aus Weltmarktführern notgedrungen «Hidden Champions»: Gold-Medaillen-Gewinner in Serienproduktion, die auf deutschen Straßen weder erkannt noch für ihre weltweiten Leistung gefeiert werden, weil für das Publikum von Tagesschau und Heute offenbar eher Entlassungen oder Streiks eine Berichterstattung rechtfertigen. Auch so wird die wahrscheinlich weltweit einmalige Transformation der ostdeutschen Wirtschaft für die Gebührenzahler in Ost wie West nicht sichtbar, geschweige denn nachvollziehbar.
Basis: 1.982 Berichte über Unternehmen und Branchen mit Bezug zu Bundesländern, Ost- oder Westdeutschland in ARD Tagesschau (von insgesamt 11.144 Berichten über Unternehmen insgesamt mit Bezugsgebiet Deutschland), 2.061 in ZDF heute (von insgesamt 11.800 Berichten über Unternehmen insgesamt mit Bezugsgebiet Deutschland)

Meistzitierte Medien zur Deutschen Einheit und DDR-Vergangenheit, 2012–2023 (bis 30.4.)
Journalisten kommen gut ohne ARD, DLF und ZDF aus.

Woran kann erkannt werden, ob die geleistete Arbeit im Journalismus Relevanz hat? Einen wichtigen Anhaltspunkt dafür liefert die Analyse, welche Redaktionen Inhalte präsentieren, die von anderen Medien aufgegriffen werden: herausragend geführte Interviews, die bislang Unbekanntes zutage fördern, Studien, die exklusiv von einem Medium entdeckt werden, etc. Der Blick auf die Themen «Deutsche Einheit» wie auch «DDR-Vergangenheit» zeigt, dass in den Redaktionen von SPIEGEL, BILD bis hin zur Neuen Osnabrücker oder der Mitteldeutschen Zeitung nicht nur viel recherchiert, sondern eine redaktionelle Qualität und Exklusivität erbracht wird, auf die andere Leitmedien verweisen. Trotz der Milliardenbeiträge, die jährlich zur Förderung journalistischer Exzellenz bei ARD, DLF und ZDF ausgegeben werden, ist keiner der drei Sender unter den Top 5 zu finden. Die Daten werden quartalsweise vom Branchendienst KRESS publiziert. Warum aber sind ausgerechnet die nicht geförderten Medien kontinuierlich so herausragend?
Basis: 398 Zitate in deutschen Meinungsführer-Medien zu Themen rund um die Deutsche Einheit, 434 Zitate zur DDR-Vergangenheit (von insgesamt 274.434 Zitaten über alle Themen hinweg)

Wirtschaftstrend in deutschen Medien / ifo-Geschäftsklimaindex, 2016–2023 (bis 30.4.)
Falls der ifo Index eher ein monatlicher Reflex auf Medieninhalte denn ein wirklicher Einblick in die Auftragslage ist, dann ist Sorgfalt angebracht.

Seit 1998 beschäftigten sich Wissenschaftler auf der Basis von Media-Tenor-Daten mit dem Einfluss der Medienberichterstattung auf die Konjunktur. Dieser ist inzwischen unbestritten (z.B. Hagen 2005). Mit der Analyse der Medienberichterstattung zur Wirtschaft bis zum den 11. eines Monats kann mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwicklung des ifo-Geschäftsklimas prognostiziert werden. Die Korrelation zwischen Medienberichterstattung und nachfolgendem ifo-Index beträgt nach Media-Tenor-Berechnungen 0.92 von maximal 1.0. Wie ist das möglich? Offenbar spielt bei den über 7.000 vom ifo-Institut befragten Unternehmen die Berichterstattung in den Medien für die Einschätzung des Zukunftstrends eine wesentliche Rolle. Für Rundfunkräte wird deutlich: Das, was das eigene oder die anderen Leitmedien zur Wirtschaftslage im In- und Ausland berichten, kann durchaus Wirkung zeigen. Deshalb ist dringend Transparenz darüber erforderlich, welches Bild die eigene Redaktion aus welchen Gründen von der Konjunktur vermittelt und als wie zutreffend sich dieses Bild im Nachhinein erwiesen hat. Denn News-Schocks können selbst-erfüllende Prophezeiungen werden.
Basis: 65.711 Berichte über die Lage der Wirtschaft in 20 tonangebenden deutschen TV-, Radio- und Printmedien,
http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/facts/Survey-Results/Business-Climate/Geschaeftsklima-Archiv/2023.html

Auf folgende Rundfunkrat-Briefe dürfen Sie im Jahr 2023 noch gespannt sein:
10.10.
Gesundheitsgipfel im Kanzleramt
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Gesundheit?
17.10.
Arbeitgebertag/Gewerkschaftstag
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Gewerkschaften?
24.10.
Tag der UN
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über UN und SDGs?
31.10.
Reformationstag/Allerheiligen
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Religionen?
09.11.
34. Jahrestag Fall der Mauer
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Demokratie?
16.11.
Digitalisierungsgipfel im Kanzleramt
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Digitalisierung/Technologien?
23.11.
COP 2023 Dubai
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Klima/Chancen/Risiken?
03.12.
UN-Tag der Menschen mit Behinderung
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Behinderte?
15.12.
EU-Gipfel
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über EU und Europa?
24.12.
Weihnachten
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über Familie?
01.01.
Neujahr
Wie berichten ARD/DLF/ZDF über die Zukunft?
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